Ich habe heute einen jener Termine angenommen, die man nur sehr selten angeboten bekommt - und wohl noch viel seltener annimmt. Ein Mann hat mich als Geschenk für seine devote Freundin gebucht. Wenn überhaupt mal jemand seine Partnerin mitbringt, was noch seltener vorkommt als ein wirklich schöner Sommer in Deutschland, schließlich ist so ein Studiobesuch unter normalen Umständen ein Scheidungsgrund und muß daher noch geheimer gehalten werden als die Pornosammlung auf dem Dachboden, also wenn mal jemand seine Partnerin mitbringt, dann eigentlich nur, damit sie sich bei mir abguckt, wie sie es ihm richtig besorgen kann.
Und sie kommt fast immer nur sehr widerwillig. Im Grunde hat sie nämlich zu dem ganzen Schmutz keinen Bock, sonst hätten sie schon längst mal zuhause rumprobiert. Aber er drängelt so lange, manipuliert so geschickt, bis sie mit dem Rücken zur Wand steht und einen Besuch bei mir für das kleinere Übel hält. Er hofft dann natürlich auf eine gloriose zweite Ehehälfte und vor allem auf eine Entlastung der Haushaltskasse durch den wesentlich günstigeren Heimwerkersex.
Auf solche Termine kann ich dankend verzichten, denn bis auf den komplett ignoranten Mann fühlen sich alle Beteiligten höchst unwohl. Also wir Frauen. Anders verhält es sich natürlich, wenn die Frau bei einem Vorgespräch aufrichtiges Interesse bekundet, weil sie Zugang zu seiner Fantasiewelt bekommen möchte. Dann lasse ich gern mit mir reden. Sofern die Chemie zwischen uns Frauen stimmt, können solche Termine sogar verdammt gut werden.
Was ich aber noch viel weniger leiden kann, sind dominante Männer, die mich buchen, weil sie schon immer mal zugucken wollten, wie ihr Weibchen von einer anderen Frau so richtig den Arsch versohlt bekommt. Die Partnerin soll davon natürlich vorher nichts erfahren. Ist schließlich alles eine großartige Überraschung. Die Erfüllung ihres Herzenswunsches, der so geheim ist, daß sie selbst noch nichts davon weiß. Ganz toll.
Ich soll mich mit einer im besten Fall verschüchterten und im schlimmsten Fall zutiefst verängstigten Frau abrackern, ein paar billige Pornoversatzstücke loslassen à la "Na, das gefällt dir, du kleine geile Schlampe", damit er auf dem Sofa hocken und sich die Eier schaukeln kann. Und zum Abschluß darf sie ihm dann einen blasen. Nein danke. Ohne weitere Diskussion abgelehnt, sofern die Partnerin nicht selbst mit mir redet.
Aber heute habe ich eine riesengroße Ausnahme gemacht. Die Partnerin weiß von nichts, es ist eine Überraschung zum Geburtstag und ich habe trotzdem zugesagt. Nach einer Bedenkzeit. Warum? Ich hatte ein sehr angenehmes Gespräch vorweg. Der Mann war mir echt sympathisch und er schien wirklich mehr seiner Freundin als sich selbst einen Gefallen tun zu wollen (zugucken will er trotzdem). (Dass die Freundin auf den Fotos ziemlich gut aussieht, hat auch geholfen. Mein Fleisch ist schwach.)
Das Wichtigste aber war: Er hat einen guten Leumund. Ich hab mir die Zeit genommen, mich ein wenig umzuhören. Einige meiner Freunde aus der nicht-kommerziellen SM-Szene kennen sowohl ihn als auch seine Freundin und haben nur Positives über die beiden erzählt, die schon seit drei Jahren zusammen sind. Das paßt zu meinem Gefühl nach dem Vorgespräch. Es scheint tatsächlich mal alles zu stimmen. Also habe ich zugesagt.
Merke: Ein guter Ruf ist enorm wichtig im Leben, egal ob bei der Bank oder der Domina des Vertrauens.
Ich werde berichten.